Seit fĂźnf Jahren betreiben Beate Gehner und Gabi Hehemann ihr Geschäft “rohrteich31”. Sie sind nicht “nur” Gewerbetreibende, sondern auch Anwohnerinnen. Wir wollten wissen, wie sie die derzeitige Situation in der geplanten FahrradstraĂe, RohrteichstraĂe – Ehlentruper Weg beurteilen und was sie sich von einer FahrradstraĂe versprechen.
Wie sieht es bei Ihnen vor dem Geschäft aktuell aus?
Gabi Hehemann: Zeitweise sehr hektisch, es wird zu schnell gefahren und sowohl Auto- als auch Radfahrer*innen beachten die Rechts-vor-links-Regelung nicht, die StraĂe ist eine Rennstrecke.
Es wäre sinnvoll Hßrden einzubauen, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. Auch die Parksituation ist eher ungerecht, weil durch die Parkscheinregelung viele Autofahrer*innen ihre Fahrzeuge hier abstellen und in die Stadt zum Shoppen gehen, während Parkhäuser leer stehen.
Auf dem Ehlentruper Weg (FahrradstraĂe!!) steht man als Radfahrerin oft im Autostau, es ist dort zu wenig Platz, weil auf beiden Seiten geparkt wird und ein Ausweichen auf den BĂźrgersteig nicht der Sinn einer FahrradstraĂe ist. Die Strecke wird von Autofahrern gern unnĂśtigerweise als DurchgangsstraĂe genutzt.
Sie waren am 16.3.2022 bei der Online-BĂźrgerbeteiligung dabei. Wie hat Ihnen die Veranstaltung gefallen?
Beate Gehner: Ich fand die Online-Beteiligung Ăźberraschend konstruktiv. Aus meiner Sicht ist es richtig, durch eine geeignete VerkehrsfĂźhrung die Strecke fĂźr den Durchgangsverkehr unattraktiver zu machen. Das kĂśnnen EinbahnstraĂenregelungen oder Diagonalbarrieren sein. Allerdings mĂźssten die Verkehrsplaner genau Ăźberlegen, wie die Ableitung des Verkehrs in die umliegenden StraĂen erfolgen soll. Sonst ist erneuter Frust vorprogrammiert.
Gabi Hehemann: In unserer Gruppe nahm das Thema “Parken” einen sehr groĂen Raum ein. Dass es bei dem Thema “FahrradstraĂe” Ăźberwiegend um die Autofahrer*innen ging, fand ich enttäuschend!
Haben Sie Sorge, dass Ihre Kundschaft wegen der Umgestaltungen zur FahrradstraĂe ausbleiben?
Beate Gehner: Nein, die Sorge haben wir nicht. Das Gros unserer Kundschaft kommt schon jetzt zu Fuà oder mit dem Rad. Und wer etwas Schweres abholen mÜchte, parkt kurz vor dem Geschäft.
Wie kĂśnnten die Parkplätze an der StraĂe sinnvoller genutzt werden?
Gabi Hehemann & Beate Gehner: Bei den Parkstreifen wäre es gut, wenn in regelmäĂigen Abständen ein Parkplatz zur Aufstellung von FahrradbĂźgeln genutzt wĂźrde. Dort kĂśnnten auch die SiggiRäder oder die eScooter abgestellt werden. Damit hätten die FuĂgänger wieder mehr Platz auf den BĂźrgersteigen.
Es wäre sinnvoll, wenn jeder Haushalt einen Parkplatz per Anwohnerausweis bekäme, damit auch ältere Menschen einen Parkplatz in der Nähe ihrer Wohnung haben. Perspektivisch gedacht ist das Auto ein auslaufendes Modell. Wenn zukunftsweisend gehandelt werden soll, ist es sinnvoll in den Radverkehr zu investieren. Wir beobachten, dass die jĂźngere Generation häufig kein Auto mehr hat – und auch keines will. Ein Auto wird sogar eher als Belastung empfunden. In der Stadt kann man alles gut mit dem Rad oder zu FuĂ erledigen. FĂźr ländliche Gebiete mĂźsste allerdings der ĂPNV ausgebaut, Sammelbullis eingerichtet und kleinere BahnhĂśfe wieder erĂśffnet werden.
Was wĂźnschen Sie sich persĂśnlich?
Gabi Hehemann & Beate Gehner: Wir hätten sehr gern einen Baum vor der TĂźr und einen weiteren vor dem Kollektiv-CafĂŠ (“Haltestulle” ehemals CafĂŠ Voss), das hoffentlich demnächst erĂśffnet wird. Vielleicht kĂśnnte man zwischen JĂźngst- und MittelstraĂe mit einer optischen Unterbrechung im StraĂenbelag und einer KĂźbelbegrĂźnung arbeiten, um Geschwindigkeit herauszunehmen. Auch wenn wir Radfahrerinnen sind, wollen wir das Autofahren nicht verteufeln. Wir wĂźrden uns jedoch wĂźnschen, dass ein Umdenken stattfindet. Hierbei ist die Politik gefragt, denn auf Freiwilligkeit zu setzen, hat nicht funktioniert. Und dabei ist es ganz wichtig, dass die Einrichtung der FahrradstraĂe keine halbherzige Angelegenheit wird. Ein sensibler und offener Ansatz bei den weiteren Planungen wäre wĂźnschenswert. Wir mĂśchten, dass unser Viertel lebenswerter wird.